Mittwoch, 17. Oktober 2012

Wellen und Nässe.


Den ganzen Dienstag kreuzen wir bei hoher Welle und starkem böigem Wind weiter entlang der italienischen Küste. Die Stimmung ist noch gut, aber viele sind etwas angeschlagen, wie jetzt jeder mit dem einen oder anderen herausrückt. Es ist wohl eine Mischung aus der Umstellung vom Alltag von zu Hause, der doch mitlerweile dauerhaften Anstrengung hier an Bord, der alle 3 Stunden wechselnde Dienst, das eintönige Essen, der Schlafentzug, das Wetter wie es jetzt seit vielen Stunden anhält. Weichgeklopft sind wir alle, da die Melina immer wieder über eine Welle segelt um dann in das nächste Wellental zu klatschen. Nein, nicht in jedes, jeder Rudergänger bemüht sich, sich auf die Wellen einzustellen, doch das geling nicht immer. Bei gut jeder zehnten Welle scheppert es, das Rigg vibriert, ein Schlag und dann geht ein Zittern durch den Rumpf. Endlich etwas erholt, geht es mit einem neuerlichen Schlag über eine mächtige Welle los.

Unter Deck ist alles feucht. Zum Teil von außen durch Verwindungen des Schiffes eingedrungen, zum Teil Rückstände von Wellen die übers Deck ins Cockpit geschlagen sind und sich den Weg in den Niedergang gesucht haben. Dabei natürlich auch den Navigationstisch und den Skipper nicht verschont lassen. Da es nicht möglich ist irgendwelche Luken zu öffnen, herrscht unter Deck eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent. Polster, Schlafsäcke und Kleidung sind durchnässt. Die Kleidung wird von jedem Crewmitglied bei Dienstende mühselig abgelegt und an einen Hacken gehängt um einige Stunden später mit noch größerem Mühsal  wieder feucht angelegt zu werden. Das ruhen bei dieser Witterung fordert schon gut 30% der Energie die ein Körper aufbringen kann, das Ankleiden nochmals gut 20% und der Rest also gut 50% sind für die Segel- und Deckarbeit frei.

Zurückkommend auf unser Problem mit dem Vorsegel und der kaputten Refftrommel entscheiden wir uns, nach nochmaligem Test mit negativem Ausgang, nicht wie ursprünglich geplant, weiter entlang der italienischen Küste zu verbleiben, sondern auf direktem Weg den Kurs in Richtung Griechenland zu verfolgen. Schließlich ist es nicht zu verantworten, dass die Genua in voller Größe, ohne der Möglichkeit diese reffen zu können, während der ganzen Nacht gesetzt bleibt. Es ziehen überall um uns Gewitter mit bombastischen Lichtspielen und garantiert viel Windenergie.

Die Entscheidung:
Genua bergen, d.h. herunternehmen und in den mitlerweile ohnehin unbewohnbaren Salon zu schaffen.

Unter Motor geht es weiter Richtung Küste Griechenland.




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen